Vor fünf Jahren gründete Mike Buck einen eigenen Musikverlag. Heute managt er junge Produzenten. Songs mit seiner Beteiligung feiern internationale Erfolge, goldene und Platin-Schallplatten schmücken sein Studio. Der 28-Jährige erklärt, was es zum Erfolg braucht und wieso er auch mal Geld ablehnen muss.
10. Januar 2025
«Einen guten Namen macht man sich durch gute Arbeit.» «Ich kann nicht aus jedem einen Star machen.» Oder: «Uns hat niemand gezeigt, wie das Business funktioniert. Aber wir haben es trotzdem geschafft.» Es sind Sätze, die schnell arrogant klingen können. Aus einem anderen Mund würden sie das vielleicht auch. Aber wenn Mike Buck sie sagt, tut er dies mit einer Bescheidenheit, die ehrlich wirkt. Natürlich ist ein gewisser Stolz unüberhörbar, wenn er von seiner Arbeit spricht. Aber eben, ein Angeber ist er nicht.
Dabei hätte der 28-Jährige allen Grund dazu. Zwei goldene Schallplatten, 11-fach-Platin, eine Diamant-Schallplatte, mehrere Platz-1-Alben in Deutschland, Tschechien und weiteren Ländern. Dazu kommen Zusammenarbeiten mit Deutschrap-Ikonen wie Capital Bra, Loredana, Kollegah oder Farid Bang. Auch mit Kontra K oder dem St.Galler Monet192 sass er schon im Studio. Wie hat der frühere KV-Lehrling das geschafft?
Nun, mit guter Arbeit eben. Und der nötigen Portion Glück. Denn: «Musik produzieren ist wie Roulette spielen», sagt Buck. «Du hoffst bei jedem Song, dass du einen Treffer landest.» Der erste grosse Treffer gelang seinem Kindheitsfreund Olak Grütter, Künstlername «Niza». Niza produzierte zusammen mit KD-Beatz vor rund zehn Jahren einen Beat für Kool Savas.
Die Deutschrap-Legende war so überzeugt vom Beat, dass der ihn für den Song «Waldbrand» nutzte. Der Track erschien 2014 auf dem Album «Märtyrer». Ein Album, das später Gold-Status erreichen und Niza in der Szene bekannt machen würde. Seither hat er für zahlreiche weitere Deutschrap-Grössen produziert und erhielt dafür ebenso mehrere Gold- und Platin-Schallplatten. Laut Buck hat Niza mit seiner Musik bereits über 100 Millionen Streams generiert.

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Eine Heimat für junge Produzenten
«Als Niza damals den ersten Vertrag auf dem Tisch hatte, kam er auf mich zu und sagte: Du kennst dich doch mit Büroarbeiten und Verträgen aus. Weisst du, was ich damit machen soll?», erinnert sich Buck. Anfangs wusste er selbst nicht genau, wie man damit umgehen sollte. Neben seinem Job machte er sich schlau über die Abläufe in der Musikindustrie. Stück für Stück habe er sich eingearbeitet. 2019 gründete er schliesslich in Egerkingen mit Niza den Musikverlag «No Love Rights Management».
«Mit unserem Verlag wollen wir junge Produzenten auf ihrem Weg unterstützen», erklärt Buck. Während er sich als Head of Artist & Repertoire um Vertragsangelegenheiten und Künstlerbetreuung kümmert, ist Niza weiterhin hauptsächlich als Produzent tätig. Die beiden sind gerade dabei, im Niederamt ein Tonstudio umzubauen, in das sie Anfang 2025 einziehen wollen.
Mittlerweile kann Buck gut von seiner Arbeit leben. Elf Produzenten sind bei seinem Verlag exklusiv unter Vertrag. Dazu kommen immer wieder projektbezogene Zusammenarbeiten mit diversen Deutschrappern, die er gemeinsam mit einem Geschäftspartner aus Hamburg betreut.
Songs müssen richtig verwertet werden
Geld verdient der Oltner insbesondere mit der Lizenzierung der Songs. Wenn seine Produzenten einen Song veröffentlichen, sorgt Buck dafür, dass er bei den Verwertungsgesellschaften wie der Gema in Deutschland oder der Suisa hierzulande angemeldet ist. Für jede Sekunde, die der Song im Radio läuft, zahlt der Sender eine Gebühr. Dasselbe gilt für die Veranstaltenden an Konzerten. Den grössten Teil machen jedoch Streams auf Plattformen wie Spotify oder Apple Music aus. Über 50 Prozent der Einnahmen stammen laut Buck aus dem Streaming-Geschäft. Für jeden Stream müssen die Streaming-Anbieter der Verwertungsgesellschaft ebenfalls etwas abdrücken.
Als Verleger sorgt Mike Buck nun wiederum dafür, dass seine Komponisten von der Verwertungsgesellschaft angemessen entschädigt werden. Um das zu überprüfen, verfolgt er, wie oft die Songs gespielt werden. Mit Spotify habe er als Inhaber eines Musikverlages dafür zum Beispiel einen exklusiven Datenzugang. Er sagt:
«Unerfahrene Produzenten wissen meist gar nicht, was ihnen eigentlich zusteht.»
Als Verleger erhält er schliesslich einen gewissen Prozentsatz von dem, was «seinen» Komponisten ausgezahlt wird. Je erfolgreicher der Song, desto grösser auch sein Zahltag.

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Songwriting-Camps und Rapper chauffieren
Nur mit der Verwaltung der Songrechte ist es für Mike Buck aber nicht getan. Um die Arbeit seiner Produzenten sichtbarer zu machen, betreibt er viel Pressearbeit und Online-Marketing – vor allem auf Instagram. Er sorgt auch dafür, dass die Beats seiner Produzenten bei den richtigen Rappern landen. Dank seines Netzwerks kann er bei den Managern oder den Rappern direkt anrufen und sie mit einem seiner Produzenten verlinken.
Oder er organisiert gleich ganze Songwriting-Camps, wo er Produzenten und Rapper in ein Studio einlädt. «Man kann sich das so vorstellen, dass wir etwa 15 Produzenten und genauso viele Künstler an einem Ort versammeln und abwechselnd während mehrerer Tage Song für Song aufnehmen und produzieren. So entstehen schnell mal über 30 Songs in weniger als einer Woche.» Er ist gerade erst von einem Camp aus Berlin zurückgekehrt.
Und Buck ist schon wieder auf dem Sprung. Er hat einen deutschen Rapper in die Schweiz eingeladen, den er nach dem Gespräch mit dieser Zeitung in Zürich vom Flughafen abholt. «Einer meiner Produzenten hat in Landquart ein Studio. Wir werden dort ein paar Tage zusammen Songs aufnehmen. Vielleicht hole ich spontan auch noch andere Produzenten dazu.» Er selbst halte sich bei der Songproduktion allerdings zurück.
«Ich lasse die Musiker Musiker sein. Ich sorge nur dafür, dass sie sich wohlfühlen und kreativ sein können, während ich alles andere organisiere.»
Der gute Ruf als Erfolgsrezept
Seine Kooperationspartner sucht sich der Verleger sorgfältig aus. Für ihn stehe das Menschliche im Zentrum. Nur wenn es menschlich passe, könne daraus auch eine nachhaltige Zusammenarbeit entstehen. Geld steht dabei nicht an erster Stelle. Hin und wieder lehne er auch eine Bezahlung ab.
«Ich bin erst zufrieden, wenn die Künstler zufrieden sind. Und nur zufriedene Leute empfehlen mich weiter.» Sein guter Ruf sei denn auch so etwas wie sein Erfolgsrezept, meint Buck. «Wenn einer schlecht über mich reden würde, wäre das das Schlimmste. Das würde sich in der Branche schnell rumsprechen.»
Buck lässt keinen Zweifel daran, wie sehr er für die Arbeit in der Musikbranche brennt. «Es war immer mein Ziel, etwas zu finden, was ich gerne tue. Jeden Tag, wenn ich aufstehe, bin ich froh darum, etwas mit Musik zu machen.» Als Musikmanager habe er nun etwas gefunden, was er bis zur Pension machen will.