Bekannter Deutsch-Rapper wirbt für diese Cannabis-Produkte aus Zuchwil – ein Besuch beim Start-up Grow Motion

In einer hochmodernen Anlage produziert das Start-up Grow Motion hochwertiges CBD-Hanf. Das besondere daran: Die Kunden können selbst Besitzer einer Pflanze werden. Wie das funktioniert und warum ein Deutsch-Rapper dafür wirbt, erklären die Gründer beim Tag der offenen Tür.

7. August 2023

Bilder: Patrick Lüthy

Schon einige Schritte bevor man das Produktionsgelände betritt, kann man es ganz dezent riechen: Dieser sehr spezielle, erdig-krautige Duft von Cannabis liegt in der Luft. Es ist ein Geruch, wie man ihn sonst meist von Bahnhöfen, Open-Air-Festivals oder dem Eingangsbereich von Clubs und Bars kennt. Hier in Zuchwil entströmt er aber nicht etwa einem anrüchigen Etablissement, sondern einer der modernsten Hanfplantagen der Schweiz.

Ausgerüstet mit State-of-the-art-Technik und gebaut nach medizinischem GACP-Standard, wird bei der Grow Motion AG seit vergangenem November Hanf angebaut. Es handelt sich dabei um CBD-Hanf. Es besitzt einen Anteil von weniger als einem Prozent THC (Tetra Hydro Cannabinol) und hat damit keine berauschende Wirkung. CBD ist im Gegensatz zu Marihuana, das einen weitaus höheren THC-Anteil besitzt, nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt.

Von Beginn an wird gross gedacht

Mittlerweile sind es in der Anlage von Grow Motion schon über 6000 Pflanzen – verteilt auf drei Stockwerken und einer Fläche von knapp 700 Quadratmetern. Und das ist erst der Anfang, wie einer der Mitgründer des Start-ups erklärt. «Wir sind hier noch in einer relativ frühen Phase», sagt Hazir Baba-Shech, Verwaltungsratspräsident bei Grow Motion.

Zwei Mitgründer von Grow Motion: Verwaltungsratspräsident Hazir Baba-Shech (links) und Geschäftsführer Siawash Baneei.

«Wir haben hier eine Gesamtfläche von 6000 Quadratmetern zur Verfügung und können noch zehn weitere Gewächsräume bauen. So könnten es dann bis zu 36’000 Pflanzen sein, die einen Ertrag von 13–14 Tonnen pro Jahr abwerfen.»

Das sind zwar alles erst die Zahlen der Zukunft, doch dass es dem Team von Grow Motion ernst damit ist, beweisen sie am Tag der offenen Tür. Über ein Dutzend Interessierte sind an diesem Samstagnachmittag nach Zuchwil gereist, weil sie mehr über das Start-up wissen wollten. Und dafür haben sie auch einen guten Grund.

So funktioniert das «Crowd Growing»

Denn die Grow Motion AG setzt auf ein ganz spezielles Geschäftsmodell. Eines, das man in der Cannabis-Branche noch wenig kennt und wo entsprechend viel Erklärungsbedarf besteht. Die Rede ist von «Crowd Growing». Ähnlich wie beim Crowd-Funding soll das Projekt über eine Community, also ein grosse Anzahl privater Unterstützer, finanziert werden.

Konkret sieht das so aus: Über die Website des Start-ups kann man sich seine eigene, personalisierte Pflanze erwerben. Die kann man dann rund um die Uhr per Livecam in der Anlage beobachten. Die ganze Arbeit vom Ansäen bis zur Ernte erledigt das «Grower»-Team in Zuchwil. Alle zwei bis drei Monate können schliesslich die Blüten geerntet werden.

Wenn es so weit ist, erhalten die Pflanzenbesitzer auf ihrem Account eine Benachrichtigung. Sie können dann entscheiden, was sie mit ihrer Hälfte der Ernte tun wollen – die andere Hälfte gehört dem Unternehmen. Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Man behält die Ernte und lässt sich das getrocknete Endprodukt nach Hause für den Eigenkonsum schicken.
  2. Man überlässt die Ernte Grow Motion. Das Unternehmen verkauft sie dann zum marktüblichen Preis und man erhält diesen Betrag ausbezahlt.
  3. Statt dass man sich den Geldbetrag auszahlen lässt, wird er in ein Guthaben für den Online-Shop umgewandelt. Dort kann man sich dann beispielsweise CBD-Öle oder Kleider aus 100 Prozent Hanffasern kaufen.

Mitgründer und Geschäftsführer Siawash Baneei erklärt, wie man auf die Idee des «Crowd Growing» gekommen sei: «Wir verfolgen mit Grow Motion zwei Ziele. Einerseits möchten wir ein Produkt von bester Qualität herstellen und verkaufen. Andererseits möchten wir auch eine Community schaffen. Hier soll sich jeder, der diese Pflanze liebt, einbringen und Teil einer Gemeinschaft werden können.»

Die Grow Motion AG produziert seit rund einem Jahr in Zuchwil CBD-Hanf.

Der Kaufpreis für eine Pflanze ist mit 1750 Franken nicht gerade gering. «Dafür gehört einem die Pflanze ein Leben lang. Bei der letzten Ernte fielen 27 Gramm für die Besitzer an. Das entspricht einem Verkaufswert von knapp 50 Franken. Geht man von vier bis fünf Ernten pro Jahr aus, kommt man so auf etwa 220 Franken», rechnet Hazir Baba-Shech vor. «Ist man als Pflanzenbesitzer nicht an der Ernte zum Eigengebrauch interessiert, kann man sie deshalb als Investment betrachten.»

Headgrower Ben erklärt den Besucherinnen und Besuchern die Anlage.

Umstellung auf THC-Hanf steht bevor

Den CBD-Hanf verkauft Grow Motion zurzeit hauptsächlich an Grosshändler, teilweise auch direkt an CBD-Shops. Rund 450 Kilo seinen es bei der letzten Ernte gewesen. Zwischen 1200 und 2000 Franken pro Kilo beträgt der Preis auf dem Markt dafür.

Doch gewinnbringend wirtschaften lässt sich so derzeit nicht. Das habe man auch bewusst so in Kauf genommen. Alles was man jetzt tue, diene dazu, die Anlage und die Produktionsabläufe zu verstehen, damit man bereit sei, wenn die Umstellung komme.

Die Grow Motion AG produziert seit rund einem Jahr in Zuchwil CBD-Hanf.

Die Produktionsanlage in Zuchwil ist nämlich schon jetzt so aufgebaut, dass man darin Hanf mit höherem THC-Anteil produzieren kann. Für die Herstellung von Cannabis zu medizinischen Zwecken – in der Schweiz seit August 2022 erlaubt – gelten nämlich strenge, von Swissmedic kontrollierte Voraussetzungen. Dafür lässt sich der Medizinalhanf auch zu weitaus höheren Preisen verkaufen, da es in diesem Markt noch wenige Anbieter gibt. Oder wie Baba-Shech lachend zusammenfasst:

«Eigentlich fahren wir gerade mit einem Ferrari in der 30er-Zone.»

Er rechnet damit, dass man in etwa 18 Monaten umstellen könne, sofern die Behörden alles genehmigen.

Und die Verantwortlichen bei Grow Motion betonen: «Wer sich jetzt noch eine Pflanze kauft, hat auch nach der Umstellung den Ertrag ein Leben lang.» Dieses Angebot werde aber nicht mehr lange gelten, spätestens mit der Umstellung möchte man auf ein jährliches Abo-Modell wechseln.

Deutsch-Rapper Massiv ist Mitgründer und Botschafter

Noch liegt die Zahl der verkauften Pflanzen erst im zweistelligen Bereich. Um die Community aufzubauen und das Angebot bekannter zu machen, hat das Start-up aber noch ein Ass im Ärmel: Mit dem Deutsch-Rapper Massiv ist als Mitgründer und Markenbotschafter nämlich jemand im Team, der im deutschsprachigen Raum bereits eine grosse Fangemeinde besitzt. In den sozialen Medien wirbt er in zahlreichen Posts für das Produkt.

Das zeigt bereits Wirkung: Am Tag der offenen Tür erzählt eine Gruppe junger Männer, dass sie über die Instagram-Posts von Massiv auf Grow Motion aufmerksam geworden seien. Sie seien extra aus dem Thurgau angereist, um sich hier ein Bild davon machen zu können.

Ebenfalls verkaufsfördernd: Am Ende der Betriebsführung dürfen die verschiedenen CBD-Blüten zur Probe geraucht werden. Sämtliche Besucher vor Ort waren spätestens dann vom Produkt überzeugt – insbesondere die hauseigene Zucht mit dem Namen «Plutonium» sorgte für strahlende Gesichter.

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