Das Solothurner Amt für Umwelt schlägt vor, das Licht in der Nacht auszuschalten. Es stützt sich dabei auf die Ergebnisse einer Lichtmessung der CorreLight GmbH. Der Geschäftsführer dieser Firma ist zugleich im Vereinsvorstand von Dark-Sky Switzerland – einer der Einspracheparteien.
1. Juni 2023
Eins ist klar: «Die drei hellsten Solothurner» sind Tradition. Schon seit über hundert Jahren sind die Scheinwerfer auf dem Hotel Weissenstein, dem früheren Kurhaus, ein Orientierungspunkt. Weniger klar ist hingegen, ob sie das auch in Zukunft noch sein werden. Denn wie Dokumente aus dem Einspracheverfahren zeigen, empfiehlt das Solothurner Amt für Umwelt, dass die Betriebszeiten der Scheinwerfer künftig stark eingeschränkt werden sollen. Das würde in erster Linie die Umweltverbände freuen, die gegen «die drei Hellsten» Einsprache erhoben haben.
Der Hintergrund: 2019 ersetzte das Hotel Weissenstein die drei Quecksilberdampflampen mit modernen, energiesparenderen LED-Scheinwerfern. Die umweltbelastenden Quecksilberdampflampen wurden nämlich bereits 2015 durch eine EU-Richtlinie verboten. Die neuen LED-Scheinwerfer leuchteten aber spürbar heller, weshalb der Kanton nachträglich ein Baugesuch für die Umrüstung verlangte.
Die Argumente der Einspracheparteien
Insgesamt wurden gegen dieses Baugesuch sechs Einsprachen erhoben, davon drei von Privatpersonen. Die anderen drei stammen von den Umweltverbänden Pro Natura Solothurn, BirdLife Solothurn und Dark-Sky Switzerland. Die Umweltverbände argumentieren, dass die Weissenstein-Lichter insbesondere eine Gefahr für die Tiere seien.
BirdLife-Vize-Präsident Thomas Lüthi erklärte 2021 gegenüber dieser Zeitung, dass die Lichter die Orientierung der Vögel störe. Die Zugvögel, die mehrheitlich in der Nacht vorbeifliegen, würden durch die Lichter angezogen und dadurch in einen Sog geraten, aus dem sie kaum mehr herauskämen.
Dark-Sky Switzerland ist ein Verein, der gegen die allgemeine Lichtverschmutzung in der Schweiz kämpft. Präsident Lukas Schuler sagte damals, dass die Lichter keine Berechtigung mehr hätten, wenn es sich dabei nur um eine Inszenierung handle.
Seither ist einiges geschehen. So wurden beispielsweise an den Scheinwerfern Blenden montiert, um die Helligkeit zu dämpfen. Auch der Winkel ist seit 2019 angepasst, sodass sie stärker nach unten gerichtet sind. In der Hoffnung, den Kanton bei seiner Entscheidung beeinflussen zu können, wurde auch eine Petition eingereicht, bei der sich über 700 Unterzeichnende für den Erhalt der Lichter aussprachen.

Zu diesem Ergebnis kam die Lichtmessung
Heute, über zwei Jahre nach Auflage des Baugesuchs, ist das Verfahren um die «drei Hellsten» immer noch im Gange. Es drängt sich also die Frage auf, weshalb das Ganze so lange dauert. Licht ins Dunkle bringen nun Dokumente aus dem Einspracheverfahren, die dieser Zeitung vorliegen.
Unter anderem zieht das Bau- und Justizdepartement für seine Entscheidung auch das Amt für Umwelt als Fachstelle bei. Die Unterlagen zeigen, dass das Amt eine Lichtmessung in Auftrag gab, die Mitte Mai 2022 von der CorreLight GmbH durchgeführt wurde. Sie sollte die «messbaren physikalischen Eigenschaften der Lichtquelle erfassen und dokumentieren», wie es im Messbericht heisst.
Zudem sollte die Messung einen Vergleich mit den alten Quecksilberdampflampen anstellen. Diesbezüglich kann der Bericht aber keine Antwort liefern. Für die Vorgängerleuchten liegt nämlich gar keine Messung vor.
Auf die technischen Ergebnisse der Lichtmessung soll hier nicht im Detail eingegangen werden. Interessanter sind die Folgerungen, zu denen der Geschäftsführer der CorreLight GmbH kommt. Er ist der Autor des Berichts. Er schlägt vor, die Lichter zwischen 22 und 6 Uhr auszuschalten. Dies sei mit einer «Standard-Jahreszeit-Schaltfunktion problemlos realisierbar».
«Eine weitere Verbesserung wäre die Abschaltung der Leuchte bei Witterungsbedingungen, die den eigentlichen Leuchtenzweck verhindern (Sichtbarkeit aus grosser Distanz)», heisst es weiter. Gemeint sind Regen und Nebel. Die CorreLight GmbH schlägt im Bericht zudem vor, den Blauanteil des Lichts zu senken. Laut Bundesamt für Umwelt werden nachtaktive Tiere durch Blaulicht besonders angezogen. Dies kann durch eine wärmere Lichtfarbe abgefedert werden.

Mehrere Massnahmen werden vorgeschlagen
All diesen Vorschlägen folgt auch das Amt für Umwelt, nachdem die Verfahrensparteien zur Lichtmessung Stellung nehmen konnten. In einem Schreiben an den Rechtsdienst des Baudepartements beantragt es, die Betriebszeit der drei Strahler «auf die Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und 22 Uhr im Winter und bis 23 Uhr im Sommer» zu begrenzen. Weiter beantragt es, die Lichter bei Regen und Nebel auszuschalten. Dies sei mittels Regen- und Sichtweiten-Sensoren möglich.
Bezüglich Blaulicht empfiehlt das Amt, den Farbkanal für die blauen LED ganz abzuschalten oder die Scheinwerfer alternativ durch solche zu ersetzen, die statt mehrerer Farben nur noch eine fixe Lichtfarbe haben.
Hat das Amt für Umwelt unabhängig entschieden?
Folgt das Amt für Umwelt hier also unbenommen den Vorschlägen des CorreLight-Geschäftsführers? Das wäre zumindest fragwürdig, denn dieser ist Vorstandsmitglied bei Dark-Sky Switzerland – also dem Verein, der im aktuellen Verfahren Einsprache gegen die Scheinwerfer erhoben hat.
Markus Chastonay ist Abteilungsleiter Luft/Lärm beim Amt für Umwelt und hat die Stellungnahme mit den genannten Vorschlägen an den Rechtsdienst des Baudepartements verfasst. Chastonay weist die Kritik zurück: «Die CorreLight GmbH hat die Messung in enger Begleitung mit dem Amt für Umwelt durchgeführt. Die Fachbeurteilung der Messdaten obliegt aber alleine uns.» Und weiter: «Unsere Vorschläge folgen der Vollzugshilfe des Bundesamts für Umwelt betreffend die Vermeidung von Lichtemissionen. Die CorreLight GmbH hat nur die Messdaten geliefert.»
Die Firma habe man deshalb beauftragt, weil es in der Schweiz nur sehr wenige Leute gebe, die die erforderlichen Geräte für eine solche Messung hätten. Das Amt für Umwelt ist laut Chastonay nicht im Besitz der geeigneten Geräte.

Steht den «drei hellsten Solothurnern» nun eine düstere Zukunft bevor? Weiterhin gilt es, die Entscheidung des Baudepartements abzuwarten. Dass sie künftig in der Nacht dunkel bleiben, scheint aber zumindest wahrscheinlich. Denn gemäss den vorliegenden Unterlagen sollen sich alle Parteien im Einspracheverfahren einig darin sein, sie in der Nacht auszuschalten – inklusive der Hotel Weissenstein AG. Zu den anderen Vorschlägen soll sich das Hotel hingegen nicht geäussert haben.
Die Hotel Weissenstein AG war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.